Auch in diesem Jahr unterstützen wir in der Halle des Handwerks (5) und stiften gerne den Hauptpreis für den schnellsten Radwechsel vor Ort!
Südhessen Morgen – Lampertheim/Bürstadt/Biblis – 04-05-2023:
Die Zeit der Schrauber geht zu Ende
Maimarkt: Kfz-Innung zeigt in der Halle des Handwerks den Wandel der Branche und der Ausbildung
Von Peter W. Ragge
Bei einer Minute und 17 Sekunden liegt der Rekord bisher, er kann noch unterboten werden: Die Kraftfahrzeug-Innung bietet im Handwerkszelt den Besuchern an, zu zeigen, wie schnell sie einen Reifen wechseln können – an einem Fahrzeug, das der Ausbildung von Lehrlingen dient. Aber diese Ausbildung ändert sich gerade gewaltig.
„Unsere Branche ist massiv im Wandel“, so Dietmar Clysters von der Innung Rhein-Neckar-Odenwald des Kraftfahrzeuggewerbes. Sie umfasst 350 Firmen mit zusammen 4500 Mitarbeitern. „Die Zahl der Betriebe ist um zehn Prozent gesunken, die der Mitarbeiter aber stabil geblieben“, erklärt er – weil immer mehr kleinere Kfz-Werkstätten schließen, da sie die hohen Investitionen für die Elektromobilität nicht finanzieren können.
Das bedeute zugleich einen Imagewandel. „Wir brauchen kaum noch Schrauber, sondern Hightech-Leute“, erläutert er. Natürlich werde man noch eine Zeit lang Experten für Verbrennungsmotoren benötigen, etwa um die noch vorhandenen Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb zu reparieren oder auch Schiffsmotoren. „Aber es wird viel, viel weniger werden“, sagt er.
Gerade hat die Innung den Maimarkt genutzt, um 191 Lehrlinge nach Ende der dreieinhalbjährigen Ausbildung als Kfz-Mechatroniker – wie der frühere Kfz-Schlosser oder Kfz-Mechaniker jetzt heißt – freizusprechen. Mit derzeit noch rund 800 Auszubildenden sei das Kfz–Handwerk „einer der stärksten Ausbilder der Region“, so Clysters. Aber gebraucht würden zunehmend eben Spezialisten für Elektronik und Hochvolttechnik statt nur Menschen, die gerne mit dem Schraubenschlüssel umgeben. „Die Ausbildung ändert sich gerade total, aber das macht es ja so spannend“, meint er: „Die Autos stecken voller Hightech“, erklärt er. Computer und elektronische Prüfsysteme seien heute Alltag. „Gerade die jetzigen Azubis erleben das enorm, weil die Elektromobilität rasant Fahrt aufgenommen hat“, was aber ganz andere Herausforderungen bedeute.
Zwar habe die Innung in ihrem Ausbildungszentrum im Wohlgelegen hochmoderne Elektrofahrzeuge für die Ausbildung, auf dem Maimarkt zeige man diese Wagen aber bewusst nicht.„Da ist nichts zu sehen“, erläutert Clysters, „wenn man die Motorhaube aufmacht, ist alles verkapselt, und wenn man daran arbeitet, muss alles abgesperrt und sicher sein, dass keine Spannung mehr drauf ist“.
Neben der Elektromobilität kommt laut Clysters ein weiterer Trend dazu. „Infotainment nimmt in den Autos zu. Wir haben jetzt schon Bildschirme, damit die Leute auf den Rücksitzen Filme schauen können, und je mehr das autonome Fahren sich durchsetzt, umso mehr werden wir das auch vorne im Armaturenbrett bekommen“, meint der Innungsvertreter: „Die Vorboten sind jetzt schon da, und das kommt immer mehr“, so Clysters.